Vom Eingewöhnen in den Kindergarten und Entthronungstrauma
Mein Sohn Anton stand kurz vor seinem dritten Geburtstag, als sich unsere Frida ankündigte. Er ging bereits seit Sommer 2014 in die Kita, in der ich auch als Erzieherin arbeitete. Das war also zu dem Zeitpunkt ein halbes Jahr lang. Bei uns in der Kindertagesstätte ist es so, dass wir Erzieherinnen in der Schwangerschaft vom Arbeitgeber in ein Beschäftigungsverbot geschickt werden. Als klar war, dass ich schwanger bin, durfte ich also meine Sachen zusammenpacken und war erstmal raus.
Ich hatte jetzt mehr Zeit für meine Familie, denn vorher habe ich Vollzeit im Kindergarten gearbeitet und muss ehrlich sagen, dass es für mich wirklich anstrengend war alles unter einen Hut zu bekommen. Damit ich wieder in den Job finden konnte stand von jetzt auf gleich bei uns die Eingewöhnung unseres Sohnes in die U3 Gruppe an. Außerdem musste ich mich auch wieder an die 40Std.Arbeitswoche gewöhnen. Nicht so leicht, denn der Haushalt blieb liegen, Wäsche und Geschirr häuften sich und die Wochenenden waren picke-packe voll, weil man da Familie und Freunde besuchte und alles aufholte was unter der Woche liegen blieb. Ich habe einen Anfall bekommen, als unsere Waschmaschine dann auch noch ihren Geist aufgegeben hat. Es kam einfach alles auf einmal zusammen. So wie das halt immer ist. Ihr wisst schon. Murphys Gesetz oder so.
Plan B musste her aber schleunigst, denn sonst würden wir als Familie im Chaos untergehen. Also haben wir überlegt, wie wir Unterstützung bekommen können, um unsere aktuelle Situation zu entspannen.
Anton hatte mit ganz neuen Gefühlen zu kämpfen jetzt plötzlich mehrere Stunden von Mama getrennt zu sein und in der Kindergartengruppe den Alltag mit gleichaltrigen Kindern zu meistern. Eine richtige Umstellung für ihn, da er vor dem Kindergartenbeginn eine Fremdbetreuung nur selten gewohnt war. Einmal hatte er erst getrennt von uns bei meiner Schwester übernachtet und ab und zu kam der Babysitter zu uns nach Hause, wenn mein Mann und ich gemeinsam eingeladen waren. Er war damals wirklich ein Mama- Kind und am Liebsten zu Hause. Nun hatte ich aber vor, meinen Job in der Kita wiederaufzunehmen. Wir wollten es einfach ausprobieren, wie er sich im Kindergarten so macht. Natürlich darf man die finanzielle Sicht dabei auch nicht aus den Augen lassen. Es war jetzt einfach an der Zeit, dass auch ich wieder ein paar Kröten mit nach Hause bringe.
Worauf ich eigentlich noch zu sprechen kommen wollte, ist ja unser Plan B.
Wie kriegt man denn nun Familie, Haushalt, Freizeit und Zeit fürs Kind unter einen Hut? Herausforderung angenommen.
Zuerst einmal haben wir uns eine Haushaltshilfe für 2 Stunden wöchentlich gesucht.Unsere damalige 65qm Wohnung war alleine gut in diesem Zeitfenster zu pflegen. Ich war so erleichtert und dankbar, zumal ich Fenster putzen wirklich hasse. Ein Punkt weniger auf der Liste.
Dann die Sache mit dem Mount Wäscherest… das hatte ich soweit selbst ganz gut im Griff und erledigte die Wäsche abends, wenn Anton schlief. Ein Hoch auf unseren Trockner! Zeit für uns als Ehepaar war sehr rar. Wir sind hin und wieder auf einen Babysitter angewiesen. Meine Eltern hatten in der Zeit in der ich arbeiten ging einen Enkeltag und haben Anton aus dem Kindergarten abgeholt. An diesen Tagen war bei mir auf der Arbeit immer Teambesprechungstag und ich war noch länger auf der Arbeit. Da war ich froh, wenn mein Sohn die Zeit mit Oma und Opa verbringen durfte. An Freitagen wiederrum hat mein Mann bereits zeitiger Feierabend, so das er dann immer unseren Sohn abgeholt hat. Mein Freitag war meistens ein langer Arbeitstag, da wir generell in der Kita Öffnungszeiten zwischen 7-17Uhr anbieten. Zu dieser Zeit in der ich Vollzeit arbeiten ging, war ich abends so platt, dass ich zeitgleich mit unserem Kind ins Bett gefallen bin.
Na ja also Haushaltshilfe, Babysitter oder generell die Möglichkeit die Kinder mal abzugeben sollte man definitiv wahrnehmen, um noch Zeit für die Partnerschaft zu haben und nicht im Chaos unterzugehen. Omas und Opas sind da ein wahrer Segen (wenn sie es können) und natürlich auch Patentanten oder Onkel. Es ist echt wichtig auch mal Abstand vom Alltag zu bekommen und andere Gesprächsthemen als nur noch Kinder oder die Arbeit zu haben.
Durch meine zweite Schwangerschaft haben sich einige Dinge von alleine geregelt, wir brauchten keine Putzfee mehr und generell habe ich viel mehr Zeit mit meinem Sohn verbringen können. Ich habe die Zeit genossen, da ich auch eine ziemlich unkomplizierte zweite Schwangerschaft hatte. Gelegentliches Sodbrennen und Müdigkeit machten mir zu schaffen. Mein Sohn merkte bald schon, dass sich da etwas anbahnte was er nicht in Worte fassen oder greifen konnte. Mama veränderte sich…sowohl körperlich als auch von ihren Stimmungen. Irgendetwas war in der Luft das er nicht greifen konnte. Es bahnte sich etwas an und er spürte es mit seinen feinen Antennen. Irgendwann konnten wir nicht mehr so ausgelassen toben und es war eine dicke Murmel im Weg beim Umarmen oder Spielen.
Anton wurde dadurch teilweise sehr unruhig und konnte seine neuen Gefühle nicht einordnen. Wir erklärten ihm, dass ich ein Baby im Bauch habe und dass dieses Baby noch ganz klein ist und im Bauch wachsen muss. Ich erzählte ihm auch das mein Bauch immer dicker und dicker wird, bis dann das Baby auf die Welt kommt. Ich zeigte ihm Bilderbücher (z.B. Conni und das neue Baby) und redete viel mit ihm. Ganz realistisch erklärte ich ihm, dass das Baby, wenn es da ist erstmal viel weint oder schreit, weil es Hunger hat oder müde ist. Ich erklärte das unser Baby Frida heißen wird und an der Brust Milch trinken und viel schlafen wird. Und ich erklärte ihm auch, dass ich dann besonders am Anfang nicht mehr so viel Zeit für ihn habe wie jetzt. Ich versuchte ihn auf die Rolle als großer Bruder bestmöglichst vorzubereiten, indem ich ihn miteinbeziehen würde und er beim Stillen dabei sein darf und ein Buch schauen kann oder mir beim Wickeln helfen darf.
Als meine Tochter dann geboren wurde (link Geburtsbericht Frida) war alles ganz anders als ich es mir vorgestellt habe. Das zwei Kinder wieder eine komplette Umstellung sind, wurde mir von vielen Seiten gesagt. Ich habe den Spruch „Ein Kind ist kein Kind“ schon oft gehört und finde ihn doof. Und meine Bekannte sagte: „Ein Kind ist doch wie Urlaub“. Leute: Ein Kind ist ein Kind!!Und Sachen wie: Mit zwei Kindern fängt man wieder ganz von vorne an. Ja! Das stimmt. Wir mussten wieder eine ganz neue Tagesroutine entwickeln und uns als Familie erstmal finden. Da mein Mann morgens sehr zeitig unterwegs zu seiner Arbeitsstelle ist, bin ich mit der Betreuung der Kinder Morgens immer allein. Stillen, Frühstück zubereiten und die Kinder anziehen um dann zum Kindergarten zu kommen der bis 9Uhr morgens geöffnet hat. Das war anfangs echt eine Herausforderung für mich. Da gewöhnt man sich das abends Duschen an oder steht so früh auf um zu duschen damit man vor allen anderen fertig ist.
Ich hatte mir das Leben als Mutter immer wundervoll ausgemalt. So in etwa wie in der perfekten Rama- Werbe- Familie. Die Mama wacht Morgens im weißen Negligee perfekt geschminkt und gestylt auf. Natürlich in ihrem weißen Designer Schlafzimmer im weißen Designerhaus bei geöffneten Fenster und duftender Bettwäsche. Ihr Mann trägt ihr das Frühstück mit dem herrlich duftenden und heißen Kaffee rein und sie essen gemeinsam im Bett. Die Kinder schlafen natürlich noch. Und zwar sehr lange und von Anfang an durch. Irgendwann kommen dann die Kinder rein und setzten sich fertig gewaschen und ausgeschlafen in ihren weißen Satinpyjamas und Nachthemden mit aufs Bett und alle strahlen und küssen sich.
Jepp! Genauso ist es jeden Morgen bei uns. Klar. In Wahrheit stehen wir schnell auf und machen uns startklar, bevor die Kinder wach sind und der Wahnsinn kann beginnen. Am besten noch den Wecker stellen, damit man es vorher schnell unter die Dusche schafft. Alles zweckmäßig und hat mit Wellness wenig zu tun. Baby stillen und wickeln und beide Kids anziehen. Dann das Frühstück zubereiten für den Großen und hoffen, das man selbst 2-3 mal vom Brot abbeißt und einen noch „heißen“ Kaffee getrunken bekommt. Ich habe mir dann Thermogläser besorgt. Denn meistens ist das Baby genau dann knatschig oder muss nochmal angelegt werden oder, oder, oder…Also alles andere als entspannt. Zumindest in der ersten Zeit. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass sich alles einspielt und wirklich besser und entspannter wird. Es braucht alles seine Zeit und eine gewisse Routine. Ich bin sehr dankbar für meine kleine Familie und kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie es vor den Kindern gewesen ist. Es hat sich bei uns nach ungefähr 1,5 Jahren als Zweikind-Familie alles irgendwie eingespielt und jeder hat seinen Platz in der Familie gefunden. Bald kann ich dann doch noch mit meinen Kindern die Rama- Werbung drehen.
Wir würden bestimmt sehr authentisch rüberkommen.
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