Vor ein paar Tagen habe ich auf motherhoodblog.de einen sehr interessanten Artikel zum Thema »Schicksal- oder was hätten wir besser machen können« gelesen. Grob zusammengefasst ging es darum, dass man als Erwachsener in jeglichen Positionen im Zusammenleben, der Arbeit mit Kindern z.B. als Erzieher/in, oder als Eltern keine Macht über das Schicksal hat. Man kann noch so viele Sicherheitsvorkehrungen treffen, letztlich können Lücken im System oder Aneinanderreihungen von Zufällen dafür sorgen, dass das Unerwartete oder Schreckliche eintritt. Es wurden einige Beispiele genannt in denen furchtbare Schicksale geschildert wurden – Der Tod eines kleinen Mädchens, das in der Kita an einer Gnocchi erstickte.
Was ich mich fragte war: War es menschliches Versagen? Hat irgendjemand nicht 100% gegeben? Wie hätte ich reagiert? Alle haben ihr Bestes gegeben stand da.
Jeder hat das getan was er tun konnte und was in seiner Macht stand und trotzdem starb dieses Kind.
Ich habe wirklich sehr lange darüber nachgegrübelt und es hat mich einfach nicht losgelassen. Mir kamen Bilder in den Kopf, die ich mit Mühe abgewimmelt habe. Ich bin oft sehr betroffen von solchen Schlagzeilen, weil ich selbst Erzieherin bin. Weil ich selbst Mutter bin.
Es schockiert mich und tut mir unglaublich leid, was da passiert ist und ich fühle mit. So bin ich. So war ich immer schon. Ich kann es schwer abstellen, dass es mich kalt lässt. Meine Stärke ist wohl Empathie.
Ich möchte kein schlimmes Kopfkino haben und Gedanken, die um die Frage kreisen: Was wäre denn, wenn meinem Kind etwas passiert? Wenn ich mal nur 5 min nicht aufpasse? Wenn es meine Schuld ist, oder wenn etwas passiert und ich bin nicht dabei? Darüber will ich als Mutter nicht nachdenken. Oftmals ermahnt mich mein inneres ICH dann: »Halt stopp Anne!! Warum malst du denn so rabenschwarz heute?«
Ich möchte den Erziehern zutrauen, dass sie gut auf mein Kind aufpassen. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass der Job der Erzieherin oftmals 120% von mir abverlangt. Die Verantwortung für die Kinder ist immer da. Aber was ist an Tagen, an denen es mir nicht gut geht? Wenn ich einfach einen Durchhänger habe? Muss ich immer nur funktionieren? Ich kann doch gar nicht immer 100% oder mehr geben. Muss ich das denn in der Arbeit mit Kindern? Da geht es ja schließlich um Menschen. Aber ich bin doch auch „nur“ einer. Menschen machen Fehler.
Womit ich natürlich auch die kleinen Fehler meine, die alle nun mal machen. Meine Oma hat es immer ganz einfach gesagt: »Alle machen Fehler, keiner ist ein Superman.“ Ich glaube das wird auch in dem ein oder anderen Kinderlied besungen.
Ich muss den ganzen Tag als Mutter und Erzieherin gefühlte 150 Entscheidungen treffen. In allen Bereichen. Und an manchen Tagen habe ich vielleicht einfach keine Lust. Dann wünsche ich mich am liebsten dahin, wo keiner meinen Namen nennt. Nur mal kurz raus aus der Verantwortung sein.
Verantwortung! Ja. Das ist mein Thema. Ich lebe immer mit Verantwortung. Für mich selbst, für meine Kinder und die Familie. Ich fühle mich verantwortlich dafür, Freundschaften zu pflegen und für nahestehende Menschen da zu sein.
Zeitgleich noch für den Job, das Haus, den Garten, das Auto und noch vieles, vieles mehr.
Kann ich denn da in allen Bereichen des Lebens immer 100% geben oder sollte ich diese lieber aufteilen? Was hat höchste Priorität? Wieviel Kraft kann man denn in welchen Bereich stecken?
Hierbei spielt die Organisation eine entscheidende Rolle in dem ganzen Familien- und Lebensmanagement.
Ich höre immer: „Als Mutter musst du doch gut organisiert sein! Organisation ist alles.“
Das ist schon mal leicht daher gesagt, meistens von Menschen die selbst keine Kinder haben. Das liegt wohl im Ermessen eines jeden Einzelnen und den Möglichkeiten, die man so hat.
Das wird schon schwieriger bei der Umsetzung, wenn man alleinerziehend ist, keine Eltern oder Verwandten in der Nähe leben, die einem unter die Arme greifen können. Ich meine die Sache mit der Organisation und Planung. Jeder hat doch sein eigenes Leben, darf man da andere überhaupt mit einspannen?
Wo gibt man Verantwortung ab? An wen denn? Wem kann man denn bestimmte Dinge zutrauen? Darf man als Mutter seine Kinder anderen „aufs Auge drücken“? Ohne schlechtes Gewissen mal der Nachbarin oder der Oma die Verantwortung übergeben?
Alles eine Frage der Beziehung zueinander, des Vertrauens und der persönlichen Einstellung denke ich.
Ich finde eine Mutter die auch Verantwortung abgeben kann ist eine gute und entspannte Mutter. Wie seht Ihr das denn? Habt ihr einen genauen Zeitplan für alles oder lasst ihr es auf Euch zukommen, was der Familienalltag so bringen mag?
Eure Anne
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