Wir spielen Schule… ich hab keine Lust mehr!
Dieser Post ist mir echt wichtig.
Ich muss mir das von der Seele schreiben und ein bisschen jammern.
Also…wo fange ich am Besten mal an?
Corona. Alles fing mit Corona an. Natürlich. Corona hat alles auf den Kopf gestellt. Es fing im März 2020 mit dem ersten ernstzunehmenden Lockdown hier in Deutschland an.
Von einem auf den anderen Tag durften die Kinder nicht mehr in die Schule oder Kita. Erstmal mussten alle Einrichtungen bis auf die absolute Notfallbetreuung für sytemrelevante Berufstätige schließen.
Ich bin Erzieherin UND Mama. Bedeutet, dass ich zur Krisenbesprechung zur Arbeit geladen wurde und alle Aufgaben die von zuhause aus machbar waren, erstmal besprochen und auf alle Kollegen verteilt wurden.
Im Wechsel haben Kollegen, die selbst keine Kinder haben und keine Risikogruppe darstellen die Notbetreuung übernommen. In unser Kita wurden in den ersten Wochen des Pandemieausbruchs nur wenige Kinder betreut. Bedeutete für mich, dass ich mit meinen eigenen Kindern erstmal zu Hause war.
Das erste Mal Homeschooling, Homebetreuing und Homehaushalting und kurz vor dem ersten Nervenzusammenbruching.
Das war schon ne Nummer. Mal abgesehen von der ungewohnten Situation und Unsicherheit und den Sorgen vor all dem was da auf einen zukommen wird in den nächsten Wochen.
So gingen wir alle erstmal in eine Krise. Alle. Niemand kannte das zuvor. Eine komplett neue Situation.
In den Wochen zuhause habe ich viel mit meiner Kollegin, die selbst ihr Kind zuhause betreut gesprochen. Wir haben uns Mut gemacht. Wir haben über Sorgen gesprochen, da wir in einer ganz ähnlichen Lage steckten. Wir haben uns getröstet und aufgebaut. Das war ein kleiner Halt in dieser schwierigen, beängstigenden Situation.
Zu der Zeit hatte meine Familie null Kontakte zur Außenwelt, es wurde sich an die strengen Regeln des ersten Lockdowns gehalten. Nur für den Einkauf wurde das Haus verlassen. Das Klopapier und die Nudeln wurden knapp. Ihr wart selbst dabei.
Anfangs ist nur mein Mann einkaufen gegangen, auch für meine Eltern, denen das Rausgehen zu riskant erschien. Es war von jetzt auf gleich ein anderes Leben für uns.
Meine Schwester nähte uns Masken, wir hatten die Woche vorm Lockdown noch rumgealbert das es bei uns doch wohl nicht soweit kommen kann. Mit ner Maske zum Aldi?? Was? Neeee… das kann ich mir nicht vorstellen?!
Und es kam so. Wie so vieles Weitere folgte.
Im März haben die Lehrer sich dann mit den mit der Digitalisierung beschäftigt und die Klasse meines Sohnes bekam ein virtuelles Klassenzimmer auf dem padlet. Dort wurden dann Corona Wochenpläne mit Aufgaben zugängig. Ich kann mich heute erinnern, dass auch diese Zeit mit dem ersten Homeschooling sehr anstrengend für uns war. Für unser Kind ist das nichts. Er kann sich schwer motivieren und aufraffen zu schreiben und alle Aufgaben zu erfüllen, weil sie verlangt werden.
Sehr anstrengend für mich als Mutter und uns als Eltern, ihn da zu motivieren, immer wieder zu ermutigen weiter zu arbeiten. Während die kleine Tochter auch viel Aufmerksamkeit fordert und den Großen ablenkt. Es gab oft Streit. Das hat mich müde gemacht. Schon im ersten Homeschooling. Hinzu kommen bestimmte Schwierigkeiten unseres Kindes was die Fähigkeit des Schreibens angeht. Nicht jedes Kind macht das locker flockig mal eben mit links. Es gibt Kindern, denen macht es nichts aus mal eben 2-3 Seiten zu schreiben. Unser Sohn gehört nicht dazu und wenn du weißt das eben genau das nicht deine Stärke ist, dann bist du erstmal frustriert.
Und dann sitzt die Mama neben dir und meckert mit dir. Treibt dich an wie ein Kameltreiber doch weiterzumachen. Das artet irgendwann aus. Da nützen Konsequenzen nicht viel. Wir haben wirklich alles Mögliche ausprobiert.
Belohnungssysteme, Abwechslungsreiches Lernen, Spielerisch… und im schlimmsten Fall Erpressung
Es war schwer. Die Tage zogen sich. Wir haben durchgehalten und irgendwie haben wir es geschafft. So gut es ging. Wir haben alle unser Bestes gegeben. Ich möchte mich nicht rechtfertigen müssen für unkomplette Wochenpläne oder ein bockiges Kind oder dafür das ich keine Lehrerin spielen will.
Es macht mir überhaupt keinen Spaß.
Ich fühle mich überfordert mit der Aufgabe mit meinem Kind zu lernen und die Aufgaben alle zu schaffen. Ganz ehrlich. Ich bin da offen und ehrlich zu Euch. Es frustet mich und es frustet mein Kind.
Und es spielt keine Rolle welchen Beruf ich habe. Machen wir uns nichts vor: Es ist etwas komplett anderes in den eigenen 4 Wänden Schule zu „spielen“, als wenn er in die Schule geht um dort zu lernen. Das hier ist nicht das Gleiche!
Hier sollte ein Ort der Ruhe, des Auftankens, des Ausruhens sein. Ein Ort zum Wohlfühlen. Ein Ort der Geborgenheit, des Spielens und des spielerischen Lernens und Entdeckens.
Jetzt aktuell im Homeschooling 2.0 fühlt es sich schon wieder an wie ein Ort, in dem ich mit Druck und Erpressung versuche mit meinem Kind halbwegs die geforderten Aufgaben abzuarbeiten. Es fällt mir und auch meinem Mann nicht leicht. Er hat aktuell sein Büro im Keller und anfangs war unsere Illusion, dass unser Sohn neben ihm an einem extra eingerichteten Arbeitsplatz seine Schulaufgaben erledigt. Es ist ein attraktiver Platz, dachten wir. Die Realität sah anders aus.
Kaum wendet man sich ab verschwindet er auch aus dem Zimmer trödelt hier und trödelt da und lässt sich kaum überzeugen etwas zu tun. Während mein Mann 8 Stunden arbeitet und ich auch halbtags unterwegs bin. In der ersten Woche habe ich dann nach der Arbeit mit ihm noch etwas für die Schule getan. Auch häufig 2-3 Stunden Zeit invesitiert.
Meine Gedanken kreisen von Morgens bis Abends noch zusätzlich zu all den anderen Dingen noch um dieses Homeschooling. Und das finde ich mental so belastend. Ich denke darüber nach wie ich ihn noch locken könnte mehr zu schaffen, stelle mich auf den Kopf um einigermaßen das mit ihm zu schaffen was erwartet wird.
Ich fühle mich als Versagerin, wenn es nicht klappt.
Mich macht das fertig, ganz ehrlich. Dabei weiß ich tief in mir drin, dass es nicht das Wichtigste ist. Es ist aktuell nicht das Wichtigste, das alles zu schaffen. Das hat uns allen in so einer Krise niemand beigebracht. So eine Situation gab es vorher noch nicht.
Ist es nicht gerade jetzt viel wichtiger ein sicherer Hafen zu sein?
Dem Kind Halt zu geben und Sicherheit. Die Kinder sind doch auch alle total durch den Wind. Sie sind von Außen bedroht von diesem Coronavirus und das stellt ihr kleines Leben innen auf den Kopf.
Kaum Sozialkontakte. Keine Struktur wie im Schulalltag. Keine Klassenkameraden. Das ist es was unser Kind ganz besonders vermisst. Eine Lehrerin die alles vorgibt, mit der er lernen kann, und nicht seine Mama oder Papa, die dieser Aufgabe gar nicht gerecht werden können.
Es ist ein Lichtblick zu sehen, wie gerne er die Gruppen-Online Meetings mitmacht.
Die Lehrer machen gerade auch das was möglich ist das möchte ich in keinster Weise kritisieren oder irgendwem die Schuld für die aktuellen Bedingungen geben. Viele haben selbst auch Kinder und eine erschwerte Situation zuhause. Es ist klar das nur das angeboten wird, was eben aktuell geht. Und momentan freue ich mich einfach, wenn unser Kind wenigsten 2-3 mal online ein bisschen Schulersatz bekommt.
Na ja ansonsten schlagen wir uns halt so durch momentan. Durch eine Zeit die alles andere als einfach ist. Auch mir fehlt die Routine, der normale Alltag sehr. Letztens bin ich völlig zusammenhanglos in Tränen ausgebrochen. Einfach so. Weil ich diesen Druck nicht mehr ertrage. Es musst einfach mal alles raus.
Ich wünsche mir so sehr wieder Normalität zurück. Ihr Mütter und Väter, dessen Kinder nicht in diesem System so funktionieren. Haltet durch.Wir schaffen das!! Unsere Kinder sind toll. Sie nehmen einiges mit aus der Krise.
Resilienz, Mut und Zusammenhalt und Liebe in den Familien sind wohl die Wichtigsten Dinge, die wir alle mitnehmen können.
Ich sende euch ganz viel Kraft ! Fühlt Euch umarmt.
Eure Anne
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