Buchrezension “Die Vergessenen”
Dieses Buch erschien 2018 beim Pinguin Verlag in der Verlagsgruppe Randomhouse und wurde mir freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Unter dem Pseudonym Ellen Sandberg schrieb Inge Löhnung ebenfalls den Roman „Der Verrat”. Die Rezension findet ihr hier.
Typisch für die Ellen Sandberg Romane ist der Wechsel zwischen den Zeiten.
1944
Sie erzählt die Geschichte der jungen Kathrin Mändler, die im Jahre 1944 eine Stelle als Krankenschwester in Winkelberg in einer sogenannten Heilanstalt antritt.
Zu den Zeiten des Nationalsozialismus geschehen dort wahrhaftig grausame Dinge, die vor Kathrin nicht verborgen bleiben. Die Affäre mit dem Arzt Karl Landmann, der verstrikt ist in die Machenschaften der Klinik ist nicht ungefährlich für sie. Sie sammelt heimlich Beweismaterial und macht Fotos von den grausamen Taten. Dabei begeben sie und ihr Komplize Cramer sich in große Gefahr entdeckt und ausgeliefert zu werden.
Die Geschichte beschreibt so gut das kalte Gefühl des Krieges, in dem die Menschen nach ihrem Wert für die Gesellschaft sortiert wurden. In arbeitsfähige Menschen und nicht taugliche.
Richtig erschüttert haben mich die beschriebenen Ereignisse in Winkelberg. Die kaltblütigen Morde an Unschuldigen und das Hungern lassen in den sogenannten Hungerhäusern. Leider Gottes entsprechen diese Geschehnisse der Wahrheit. Mich hat es so traurig und wütend gemacht, wie über das Leben vieler Kinder und psychisch Kranker entschieden wurde. Zum Teil sogar als „Therapie“ getarnt nachgeholfen wurde. Die sogenannte Euthanasie Erklärung des Begriffs.
Einfach nur grausam, wie die Menschen unter Hitlers schrecklicher Macht Befehle ausgeführt haben. Eine Zeit die so viele Opfer forderte und deren Angehörige traumatisiert zurücklässt.
2013
Manolis Lefteris erhält einen besonderen Auftrag. Er soll geheimnisvolle Akten finden, die sich im Besitz einer älteren Dame befinden. Dabei geht es um eine riesen Sache, denn er ist kurz davor ein über Generationen vertuschtes Verbrechen aufzudecken.
Zeitgleich besucht Vera ihre Tante Kathrin im Krankenhaus, da diese seit ihrem Schlaganfall im Koma liegt. Vera ist Journalistin, möchte aber nicht mehr über Frauenthemen schreiben. Sie sucht nach einer brisanteren Geschichte. Hellhörig wird sie als ihr Cousin Nick in dunkele Geschäfte gerät und von einem geheimen Dossier aus Tante Kathrins Besitz die Rede ist.
Vera stellt Nachforschungen an und gerät in den Radar von Manolis. Es stellt sich heraus, dass es bei seinem Auftrag genau um dieses Dossier geht.
So kreuzen sich irgendwann ihre Wege.
Mich hat dieses Buch gefesselt, so dass ich mich jeden Abend darauf gefreut habe weiter zu lesen. Ich wollte unbedingt wissen, ob Vera hinter des Geheimnis ihrer Tante Kathrin kommt.
Ich fragte mich wie die Geschichte ausgehen würde. Ob es wohl Gerechtigkeit geben würde, in dem die Täter doch noch vor Gericht gehen und eine faire Strafe bekommen? Für all die Morde an den Unschuldigen „den Vergessenen“.
Was geschieht wohl nach so einer langen Zeitspanne mit dem damaligen Personal der Pflegeanstalten? Damals war man doch selbst dem Tod geweiht, wenn man Widerstand leistete und nicht wie alle „mitmachte“.
Ganz fürchterlich und zugleich faszinierend empfinde ich dieses Kapitel der deutschen Geschichte.
Es gibt allerdings auch ein paar Dinge die mich an der Story gestört haben. Und zwar fand ich das Verhältnis von Kathrin und dem Arzt Landmann sehr seltsam. Ich verstehe nicht wie Kathrin so voller Wut und Entschlossenheit ihr Leben riskierte um am Ende nicht weiter für Gerechtigkeit zu kämpfen. Warum war ihr Leidenschaft und Zuneigung wichtiger als eine Anzeige der vielen Gräueltaten und weiter ihr eigentliches Ziel zu verfolgen?
Leider hatte ich auch ein anderes Ende erhofft. Das Finale des Buches war meiner Meinung nach etwas übertrieben.
Ich habe mir eine andere Gerechtigkeit gewünscht.
Ansonsten kann ich wirklich dieses Buch als einen guten Kriegsroman gemischt mit Familientragödie und spannenden Thriller empfehlen.
Wieder einmal finde ich keine passende Umschreibung für das Genre, denn Inge Löhning aka. Ellen Sandberg sorgt für viel Abwechslung.
Viel Spaß beim Lesen!
P.S.: Bitte teilt mir doch mit, wie es Euch gefallen hat und was ihr von dem Ende haltet!
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