Achtung dieser Text könnte Ängste bei euch triggern.
Ihr Lieben,
es scheint Euch doch ein Thema sehr zu interessieren, welches auch mir am Herzen liegt. Ich hatte ja mal eine Umfrage via Instagram gestartet und viele von Euch möchten darüber etwas lesen.
Welche Ängste begleiten mich eigentlich seit langer Zeit oder welche sind im Laufe der Zeit dazu gekommen?
Wenn ich mich so zurückerinnere, war meine größte Angst als Kind, dass ich irgendwo unterwegs vergessen werde und (in meiner kindlichen Hilflosigkeit) nicht mehr zurück zu meiner Familie finde. In Berlin wurde ich dann bei einer Familienreise auch tatsächlich mit dieser Angst konfrontiert. Meine Eltern und Brüder stiegen aus der Strassenbahn aus und ließen mich alleine zurück. Mein Herzschlag erhöhte sich sekündlich und die Panik kroch in mir hoch. Gepaart mit Angstschweiß und Verzweiflung. Ich war da allerdings schon ein Teenager, trotzdem kannte ich mich in Berlin überhaupt nicht aus und fühlte mich absolut hilflos. Auch mit der S-Bahn fuhr ich in unserer Kleinstadt nie, also war das alles neu für mich.
Ich bin zur Tür gesprintet und habe hinausgeschaut und versucht mir die Strecke bis zum nächsten Halt zu merken. Kaum stand die Bahn, bin ich hinausgesprungen und den Weg so schnell wie ich konnte zurück gerannt. In der Hoffnung meine Eltern sind noch da.
Ich hatte echt Angst.
Das war ein prägendes Erlebnis.
Dennoch habe ich gelernt selbstständig zu sein und alleine vor die Türe zu gehen und zu verreisen etc. Mehr Sicherheit gaben mir meine Freundinnen und die Familie, wenn sie mich begleitet haben. Bis heute bin ich NIE ganz alleine über einen längeren Zeitraum vereist. Also so richtig alleine in den Urlaub gefahren oder so. Ausser in der Zeit in meiner eigenen Wohnung und in einem WG- Zimmer, waren meist Menschen um mich herum.
Strecken mit dem Auto fahre ich ohne Probleme schon immer alleine.
Aber eine Erfahrung, nämlich nur auf mich gestellt zu sein, wenn ich mehrere Tage weg von zu Hause fort bin, habe ich noch nie gemacht. Das ist ein Punkt, den ich unbedingt noch abhaken möchte. Und wenn es nur für ein Wochenende ist. Zeit nur mit mir an einem fremden Ort. Ohne eine Verabredung, außer mit mir selbst. Und dann vorzugsweise auch noch irgendwo im Ausland. Das löst in der Vorstellung tatsächlich Unwohlsein in mir aus.
Blutphobie!! „OH Gott das Blut gehört doch in den Körper und nicht nach draußen!!Mir wird schlecht!“
Eine ganz komische Angst hat sich bei mir entwickelt in Bezug auf den eigenen Blutverlust. Ich erinnere mich, dass ich es ganz früher in der Kindheit nicht schlimm fand mich zu verletzen oder wenn ich zur Blutabnahme gegangen bin. Ich habe mich des Öfteren fies verletzt und auch viel Blut gesehen. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich das gut ertragen.
Dann kam die Wende.
Ein Erlebnis mache ich für meine Blutphobie verantwortlich und zwar ganz klar das Erlebnis der Blutentnahme im Krankenhaus.
Ich sollte wegen einer Untersuchung ins Krankenhaus und musste zum Sanitäter zur Blutentnahme. Er war da nicht ganz so geschult drin und besaß leider Gottes das Einfühlungsvermögen einer Brechstange. So hat er leider auch die Blutentnahme versucht.
Man kann echt „versucht“ dazu sagen, denn ich habe keinen Tropfen hergegeben. Also wurde dann auf dem Handgelenk angezapft, denn er meinte da sollte jetzt etwas kommen. Na danke auch. Mir war prompt speiübel und schwindelig. Ich kann mich erinnern, dass ich plötzlich alles doppelt gesehen habe und dann Achterbahn gefahren bin. Wach wurde ich auf einer Liege umzingelt von mehreren Gesichtern die ganz besorgt waren. Das war meine erste Ohnmachtserfahrung in Bezug auf Blut. Das hat sich erstmal in meinem Kopf abgespeichert.
Daraus hat sich eine anhaltende Blutabnahmen – Phobie entwickelt.
Ich fand es jedesmal ganz grausam, wenn ich dahin sollte und hab bereits Wochen davor Panik geschoben.
Kopfkino
Es wurde auch nicht besser, je öfter ich es über mich hab ergehen lassen. Es geht da auch nicht um Schmerz, sondern um den Ekel den ich empfunden habe, wenn die mit der Nadel ankamen. Sofort Kopfkino.
Durch die Konfrontationstherapie, konnte man bei mir nichts richten. Leider blieb es mir nicht erspart, dass ich Sorge hatte von der Arztliege zu springen. Mein Gynäkologe hatte immer Spaß, wenn ich da zur Blutkontrolle kam, auch während der Schwangerschaften. Schien amüsant gewesen zu sein. Ich glaube das hatte einen hohen Unterhaltungswert, wenn ich da meine Panikshow abgezogen habe. Dabei ist das alles andere als witzig. Ich steh zu meinen Ängsten und versuche sie auszutricksen und zu überwinden. Das fällt mir nicht leicht.
Ich weiß selbst, dass es erstmal nur im Kopf stattfindet und ich weiß auch das ich einige Affirmationen dazu gespeichert habe, die ich abrufen kann. Leider sind die im Ernstfall einfach weg.
Da geht nichts mehr außer „Alarm!!Alarm!! Achtung mir wird schlecht! Das Blut muss im Körper bleiben.“
Teilweise machen dann sogar meine Venen dicht und sind unauffindbar. Ja so ist das mit mir. Und was soll ich Euch sagen, ich kenne da leider auch kein Patentrezept. Es ist bei mir auch in der Tat nur mein Eigenblut, womit ich schwer zurechtkomme. Wenn ich mich verletze z.B. dann will ich das gar nicht erst sehen. Dann halte ich die Stelle erstmal von mir weg und leg mich hin.
Einmal habe ich mich fies geschnitten und mir die Hand mit einem Handtuch umwickelt und mich dann nicht mehr getraut darunter zu schauen. Ich lag auf dem Sofa und habe auf meine damalige Mitbewohnerin gewartet. Die hat mir das dann verarztet.
Zu dem Zeitpunkt war ich noch keine Mutter.
Mutter sein hat in Bezug auf meine Ängste einiges verändert.
Zum einen kann ich mich im Ernstfall nicht mehr so meinen Ängsten hingeben, weil ich die Verantwortung für zwei Kinder trage.
Auf der anderen Seite aber verstärken die Beiden auch meine Ängste. Dazu lohnt es sich noch einen neuen Text zu beginnen. Gut ist, dass ich mir sagen kann, dass es alles kommt wie es kommt und ich mich entspannen kann. Und wenn etwas passiert dann passiert es. Ich reagiere erst dann, wenn es soweit ist. Warum also sollte ich mich vorher schon mit meinen Ängsten quälen und mir allerhand Horrorszenarien vorstellen. Damit ist doch schließlich auch keinem geholfen.
Wie geht ihr mit Euren Ängsten um? Sprecht ihr offen darüber?
Als Lösungswege gibt es natürlich viele wirksame Therapieformen. Darüber könnt ihr euch informieren und eine große Auswahl an Büchern zum Thema Ängste überwinden finden. Auch wenn es keine psychologischen Berater sind. Ich z.B. habe das Buch Seelengevögelt von Veit Lindau auf meinem Blog vorgestellt. Den Link findet ihr hier: Seelengevögelt – Buchrezension
Mir persönlich helfen veränderte Sichtweisen und Gespräche mit anderen Menschen.
Ich finde es immer wichtig herauszufinden, woher die Angst denn kommt. Es gibt einen Ursprung. Bewusst zu erkennen woran es liegt und was man da eventuell noch verdrängt und dann kann man daran tatsächlich arbeiten.
Die meisten Ängste stammen aus der Kindheit und auch von nahestehenden Personen in Bezug auf deren Worte und Erfahrungen, die wir als Kinder miterlebt haben. Alles wurde irgendwo im Unterbewusstsein abgespeichert. Dazu kann man allerhand lesen und erforschen. Sehr interessant wie ich finde. Informiert Euch unbedingt dazu auf verschiedenen Seiten oder sucht Hilfe bei einem Therapeuten, sollten euch gewisse Ängste tatsächlich im Alltag einschränken. Ängste sind ganz normal und keine Schande. Angst gehört zum Gefühlsspektrum einfach dazu und ist ein wichtiger Instinkt um das Überleben zu sichern.
Ganz liebe Grüße
Eure Anne
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